Veranstaltung: Ländlicher Widerstand hier und international – Für die Ernährungssouveränität!

06.05.18 | 16 Uhr | Centro Sociale

Diskussions- und Informationsveranstaltung zu revolutionären landwirtschaftlichen Perspektiven

Die ökologische Krise spitzt sich immer weiter zu. Mit hohem Tempo wandeln multinationale Konzerne die Natur in Kapital um. Wälder werden zu riesigen Monokulturen für die industrielle Landwirtschaft kahl geschlagen, Flussläufe werden begradigt und gestaut, um die Energiegewinnung voranzutreiben, Tiere verbringen ihr ganzes Leben in Gefangenschaft und werden kaltblütig ermordet. Durch die gezielte Zerstörung natürlicher Lebensräume weitet sich die Herrschaft des globalen Nordens bis in die entlegensten Winkel dieser Erde aus. Bei ihren Raub- und Eroberungszügen hinterlassen sie nicht als Verwüstung, getarnt im Deckmantel der Entwicklungshilfe, des Kampfes gegen den Hunger und der technologischen Revolution.

Die Situation auf dem Land ist schlecht – sowohl hier als auch anderswo. Eine Großteil der Menschen, die Landwirtschaft betreiben, leben in kleinbäuerlichen Gemeinschaften, die vor allem Subsistenzwirtschaft betreiben und dennoch 70% der weltweiten Nahrungsmittelversorgung stemmen. Aufgrund ihrer geringen Produktionskraft und dem Verlust lokaler Märkte können sie dem kapitalistischem System und den Konzernen allerdings nicht Stand halten. So sind sie gezwungen in die Großstädte zu fliehen, und hinterlassen in der Hoffnung auf Arbeit und sicherere Verhältnisse ihre Kultur, ihre Wurzeln und ihre Identität auf dem Land.

Die Bevölkerungsverteilung auf Stadt und Land ist mittlerweile ausgeglichen. Dies führt einerseits zur Verschärfung sozialer Konflikte, da der Zustrom an Menschen die urbanen Gebiete hoffnungslos überfüllt und sie dort erst recht kein freiheitliches Leben erwartet. Andererseits wird es den Konzernen ermöglicht die Aneignung von Land voranzutreiben, immer mehr Menschen zu unterwerfen und ihre Monopolmachtstellung und Kontrolle über den globalen Nahrungsmittelanbau auszubauen. Dazu kauften sie auch Unternehmen auf, die Saatgut herstellen und genetisch manipulierte Pflanzen produzieren, die auf den Anbau in Monokulturen und die Nutzung von extrem toxischen Düngemitteln zugeschnitten sind. Durch Patentrechte und die Einführung von Hybridsaatgut, dessen Pflanzen keine fruchtbaren Samen produzieren, werden landwirtschaftliche Kreisläufe unterbrochen und ein unabhängiges Leben ungemein erschwert. Einer der grundlegendsten Lebensbereiche, die Landwirtschaft, ist zur Industrie geworden, die mit ihren Technologien empfindliche Ökosysteme verseucht und zerstört und fortlaufen Tier- und Pflanzenarten ausrottet. Statt Leben zu geben vernichtet sie, statt Nahrungsmittel gibt sie den Hunger.

Der Kolonialismus leitete die globale Verbreitung der europäischen Lebensweise, und damit auch ihrem Verständnis von Landwirtschaft, ein. Mit bestialischem Vorgehen unterwarfen die Kolonialmächte Mensch und Natur. Nie wurde sich zurückgezogen, nie wurden diesen Menschen Freiräume gelassen, eine Gesellschaft autonom zu gestalten. Stattdessen wurden koloniale Strukturen beibehalten und ein globales Finanz- und Marktsystem eingerichtet, das die Länder des globalen Südens in die vollkommene Abhängigkeit vom globalen Norden zwang. Die Folge ist die katastrophale Situation in allen Lebensbereichen: Hungersnöte, politische Verfolgung und Morde sowie die unaufhaltsame Ausbreitung nördlicher Hegemonie. Dennoch werden die Kolonialisierten oftmals selbst für das Bestehende verantwortlich gemacht.

All dieses Wissen ist nicht unbekannt, eher wird es uns immer wieder vor Augen geführt. Doch wird sich einer Auseinandersetzung mit ökologischen Thematiken meist verweigert, wenn dadurch die persönliche Lebensweise in Frage gestellt wird. So ist es ganz normal, gar selbstverständlich, Obst und Gemüse aus den Gewächshauslandschaften Südeuropas zu verzehren, die unter anderem von zig tausend Flüchtenden, organisiert von modernen Sklaventreibern, angebaut und geerntet werden.

Die Verantwortung für die Entstehung dieser Verhältnisse liegt nicht beim Individuum, doch muss eine gesellschaftliche Veränderung mit einem Wandel der persönlichen Lebensweise einhergehen. Wir haben uns komplett von einem ökologischem Leben entfremdet. So sind uns uraltes Wissen, Kollektivität und ein naturverbundenes Bewusstsein verloren gegangen.

Zudem werden progressive ökologische Bewegungen schlichtweg übersehen, ihre Arbeiten werden durch unser Verhalten unsichtbar gemacht. La Via Campesina zum Beispiel ist eine Dachorganisation für kleinbäuerliche Kämpfe. Mehr als 200 Millionen Menschen beteiligen sich an der Organisierung, die basisdemokratische Strukturen aufbaut, patriarchale Muster bekämpft und die Ernährungssouveränität durchsetzt, also die Kontrolle über den Nahrungsmittelanbau und die Weiterverarbeitung in die Hände der Kommunen legt.

Wir laden euch dazu ein, Menschen aus verschiedenen ökologischen Bewegungen anzuhören und sie von ihren Arbeiten und Perspektiven berichten zu lassen. Im Anschluss möchten wir mit euch diskutieren, wie sich ein ökologisches Leben gestalten lässt und was in der jetzigen Situation sinnvolle Schritte dahin sein könnten.

Mit (unter anderem): La Via Campesina, SoLaWi Wilhelmsburg

Für Verpflegung ist gesorgt!

06.05.2018 | 16 Uhr |  Centro Sociale, Sternstraße 2, 20357 Hamburg

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