Stellungnahme zu den Geschehnissen in Malmö im Dezember 2017

++ Achtung: Im Artikel wird explizit sexualisierte & körperliche Gewalt an Frauen thematisiert++

 

Die Grausamkeit, mit denen Verbrechen an Frauen und Mädchen ausgeübt werden, machen uns sprachlos. Die Artikel in den Zeitungen, die darüber berichten wie Frauen vergewaltigt, angezündet oder getötet werden, häufen sich. Als wir heute die Berichterstattung zu den Gruppenvergewaltigungen in Malmö lesen mussten, konnten wir jedoch nicht länger schweigen.
 

Zur Situation in Malmö

Innerhalb von wenigen Tagen, gab es in Malmö mehrere Gruppenvergewaltigungen. In der Nacht auf den heutigen Freitag kam es zur vierten Gruppenvergewaltigung innerhalb der letzten Wochen. Im Zusammenhang mit den Geschehnissen wird von „folterähnlichem Missbrauch“ gesprochen. Ein Fall sticht durch seine besondere Grausamkeit hervor. Nach der Gruppen-Vergewaltigung einer 17-jährigen, schütten die Täter der jungen Frau eine brennbare Flüssigkeit in den Schoß und zünden sie an. Die Widerwärtigkeit dieser Tat schockiert uns. Wir wollen nicht länger alleine sprachlos sein, sondern gemeinsam darüber wütend werden. Auch wenn die Fälle in Malmö besonders grausam sind, ist die traurige Realität, dass Malmö überall ist.

Kein Familiendrama – Keine Beziehungstat

Im letzten Jahr gab es – neben den tausenden von Vergewaltigungen, die in den Ehebetten und Wohnungen von Frauen und Mädchen täglich stattfinden – besonders grausame Fälle von Gewalt an Frauen, die durch die deutsche Öffentlichkeit gingen. Wir wollen hier beispielhaft ein einige Fälle erinnern:

– Letztes Jahr im Dezember wurde eine Frau in Kiel von ihrem Ehemann auf offener Straße mit einer brennbaren Flüssigkeit überschüttet und angezündet. Sie starb daraufhin im Krankenhaus an den folgen der Verbrennungen

– Im November 2016 band ein Mann seine Ehefrau an ihrem Hals mit seinem Seil an sein Auto und schleifte sie vor den Augen ihres Sohnes durch mehrere Straßen. Nur durch ein Wunder überlebte sie und verarbeitete ihre Geschichte in einem Buch.

– Im Jahr 2016 wurden in Deutschland 158 Frauen von ihren aktuellen oder ehemaligen Partnern getötet. 211 Mal versuchten Männer, ihre Partnerinnen umzubringen – die Betroffenen überlebten jedoch. Im Schnitt heißt das, dass pro Tag in Deutschland eine versuchte oder vollendete Tötung an Frauen stattfindet

– Anfang diesen Monats wurden in Aachen gleich zwei Frauenmorde an einem Wochenende begangen. Beide wurden vermutlich von ihren Ehemännern ermordet. die Polizei spricht hier von „Beziehungstaten“ und versucht somit die politische Ebene der Ermordungen auszuklammern

Wer bei Gewalt an Frauen von einer Beziehungstat spricht, erweckt den Anschein, es handle sich um eine private Streiterei zweier Menschen in einem privatem Raum und verdeckt somit die gesellschaftliche Ebene von Gewalt an Frauen. Auch die Bezeichnung „Familiendrama“ verkennt die Tatsache, dass Frauen überall Gewalt ausgesetzt sind – eben nur weil sie Frauen sind. Wir schließen uns der Erklärung des YJK-E, eines bundesweiten Zusammenschlusses diverser kurdischer Frauenräte und -initiativen, an, die zu den Frauenmorden in Aachen schrieben:

Frauen, die selbst über ihr Leben entscheiden wollen, werden zum Angriffsziel der patriarchalen Mentalität und geraten in Todesgefahr. Sie kämpfen für ihr Recht auf Selbstbestimmung und werden systematisch ermordet. Wir akzeptieren das nicht und erklären ein weiteres Mal, dass wir unabhängig von Herkunft und Glaubensausrichtung an der Seite der betroffenen Frauen stehen. Wir verurteilen die Morde (…), die in Aachen von Männern getötet wurden. Jede Form von physischer, sexueller, psychischer und struktureller Gewalt an Frauen ist politisch, daher muss auch der Kampf dagegen politisch und organisiert geführt werden.“

Organisieren gegen patriarchale Gewalt

Wir beobachten wie sich die patriarchalen Verhältnisse zuspitzen. Immer öfter können wir von Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen in den Zeitungen lesen. Die Frage ist dabei jedoch nicht, ob die grausamen Verbrechen nun immer öfter auftreten, sondern die Frage sollte sein, in welcher Gesellschaft wir leben, dass diese nicht in einen politischen Zusammenhang gestellt werden. Die Verbrechen kommen nicht öfter vor, nur weil wir sie öfter in den Zeitungen lesen. Gewalt ist Alltag für Frauen – seitdem wir im Patriarchat leben. Wir wissen, dass die Artikel in den Zeitungen nur die Spitze des Eisbergs sind. Deren Veröffentlichung heißt nicht, dass die Gewalttaten öfter vorkommen, sondern nur, dass darüber berichtet wird.

Wenn in Malmö Frauen gefoltert und vergewaltigt werden, nur weil sie Frauen sind, dann ist es unsere Pflicht als Frauen auch hier unsere Stimme zu erheben. Wir können nicht länger hinnehmen, dass Frauen auf Grund ihres Geschlechts angegriffen werden. Jede Vergewaltigung ist politisch, jede Vergewaltigung ist Krieg gegen Frauen und Mädchen! Wir müssen unbedingt einen politischen Bezug zu den Vergewaltigungen, Angriffen und Morden an Frauen herstellen, ihn klar benennen und uns politisch dagegen organisieren.

KEINE EINZIGE WENIGER!

TOUCH ONE – TOUCH ALL!

Solidarität mit allen Betroffenen sexualisierter Gewalt!
Den feministischen Selbstschutz aufbauen!

Zeitungsartikel zu den Vergewaltigungen in Malmö:

https://www.tz.de/welt/horror-in-malmoe-geht-weiter-neue-gruppenvergewaltigung-in-schweden-zr-9479132.html

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